Kurzbiographie
John Quincy Adams (1873-1933) mit
weblinks
Die Person:
John Quincy Adams wurde am 23.12. 1873 [Anm. 1] in Wien als Sohn des Amerikanischen
Tenors Charles Runey Adams (1834-1900), (wieder-)verheiratet mit der
ungarischen Sängerin Nina Bleyer (1835-1899), die beide an der Wiener Hofoper
engagiert waren, geboren. Adams ist ein entfernter Verwandter [Anm. 2] (aber
kein direkter Nachkomme) des 2. (John Adams 1735-1826) und des 6.
Amerikanischen Präsidenten (John Quincy Adams 1767-1848), nach dem er benannt
wurde. 1879 übersiedelt die Familie nach Boston, wo Adams zur Schule geht. Nach
der Trennung der Eltern kehrt Nina Bleyer/Adams 1887 mit den Kindern [Anm. 3]
nach Wien zurück, wo Adams zuerst 1891 an der Malschule Scheffert Unterricht
nimmt und dann 1892-1896 an der Akademie der bildenden Künste (Schillerplatz)
studiert. Er schliesst seine künstlerische Ausbildung 1897 an der Münchner
Akademie und 1898 in Paris an der Académie Julian ab (dort
Ausstellungsbeteiligungen bis 1912). Am 20.12. 1902 wird er als Mitglied des
Wiener Künstlerhauses aufgenommen, wo er regelmässig an dessen Ausstellungen
teilnimmt und alle zu vergebenden Preise für seine Werke erhält.
1901 ehelicht er Steffie
Sobotka (1881-1952), die vorher durch Taufe (Evangelisch AB) konvertiert. Der
Ehe entspringen zwei Töchter: Gladys (1902-1932), verheiratete Frank, die 1932
bei einem Autounfall tragisch ums Leben kommt, und Harriet (1905-1999),
verheiratete Gräfin von Walderdorff, die Besitzerin des Goldenen Hirschen in
Salzburg. Die Adams haben drei Enkelkinder: Graf Johannes Walderdorff, Salzburg
(1936-), sowie Barbara (1927-1993) und Nina (1931-2010) Frank, Wien und (nach
1938 - ebenso wie Steffie Sobotka/Adams/von Gutmann- rassisch verfolgt [Anm.
4]) in Belgien und den USA. John Quincy und Steffie Adams trennen sich 1919 und
lassen sich 1920 scheiden. Steffie Adams verehelicht sich 1921 wieder mit Willy
von Gutmann; John Quincy Adams ca. 1930 oder 1932 wiederum mit Franziska
(Francis) Zierhut. Nach einem USA Aufenthalt 1929/30 und 1931/32 kehrt Adams 1932
nach Wien zurück und stirbt am 15.3. 1933 an einer Magenerkrankung. Es ist am
Wiener Zentralfriedhof in einem künstlerisch gestalteten (Bildhauer Otto Ofner)
Ehrengrab beigesetzt.
Sein Werk wurde in zwei
umfassenden Ausstellungen gewürdigt: 1917 im Wiener Künstlerhaus (69 Werke),
und 1986 in der Austellung „Wiener Gesellschaft im Portrait“ in der Akademie
der bildenden Künste, Schillerplatz (Austellung und Katalog mit 62 Werken).
Der Künstler:
Das künstlerische Werk Adams umfasst (nach derz. Stand der Forschung) rund 500
Werke der Malerei und Zeichnung auf den Gebieten Genre-, Landschafts-, und
Portrait-Malerei. Stilistisch und sujetmässig spannen seine Werke eine grosse
Bandbreite, weit jenseits des vielfach publizierten Klischees von Adams als
„Maler der schönen, eleganten Wiener Dame.“
Nach eine Frühphase (bis ca. 1900) in der Adams dem Historismus (Markartstil)
verhaftet ist (Burgschauspielerin „Helene Odilion“, 1903),
weilt er regelmässig in Volendam, Holland, und fertigt zum Teil grossformatige,
in gedämpften Farben gehaltene Naturalismus-Genrebilder von Fischern und
Arbeitern (u.a. „Totengebet im
Armenhaus von Volendam“, 1903, oder das Tryptichon „ein
Lebensweg“, 1905) an.
Gleichzeitig entwickelt er einen
Malstil mit rascher, flüchtiger Pinselführung und reduziertem Farbspektrum bei
Portraits (Opernsängerin „Drill Orridge“, 1907),
teils unkonventionellen (und kontrovers diskutierten) Sujets („die
Operation“, 1909), oder Darstellungen, („der Maler und seine Famile“
– ein Adams Familienbild, 1908), die durchaus auch ironische Züge enthalten
(„die 7 Scharfrichter“ – Künstlerhauskollegen, die kritisch ein Bild zur
Zulassung zu einer Ausstellung begutachten, 1904, leider verschollen; oder „der
Vergleich/der Amateur“, 1914).
Jugendstilgeprägte Aktstudien („Aktstudie
am Wolfgangsee“, 1911) in freier Natur erweitern sein künstlerisches
Portfolio (auch wenn er in Künstlerhauskreisen als „zu sezessionistisch“
kritisiert wird). Adams beginnt sich als gesuchter Portraitmaler zu etablieren.
Kunden aus der Aristokratie, dem Grossbürgertum, und schliesslich als höchste
Auszeichnung, aus dem Kaiserhaus („Portrait
Kaiser Franz Josef“, 1914; drei Portraits Kaiser Karls, 1916-17,
rund zwei Dutzend Erzherzöge und Erzherzoginnen), machen Adams zum führenden
Portraitmaler Wiens.
Im Krieg 1914-1918 ist Adams der
Kunstgruppe des Kriegspressequartiers zugeteilt und verfertigt rund 50 Gemälde
auf praktisch allen Kriegsschauplätzten an der Ost- (Gallizien, Ukraine), Süd-
(Dolomiten), Adria- (Pula), und Balkanfront (Albanien, Bukowina). In teilweise
neuem, kräftigen Farbton, dokumentiert Adams sowohl die Schrecken des Krieges („gesprengte
Brücke über den Pruth“, 1915), Landschaftsimpressionen („Lovcensattel
- letzte Serpentine“, 1916), propagandistische Genrezsenenen („mei
Heimatland“, 1916/17), sowie charakterstarke Portraitstudien von
Generälen („Feldmarschall Ignaz Edler
von Korda“, 1915), Offizieren („Linienschiffsleutnant Rudolf
Singule“, 1916) und Soldaten („Kaiserjägerstudien“, 1916).
Nach Ende des Krieges
konzentriert sich Adams nur mehr auf die Portraitmalerei. Die oftmals mondänen,
glamorösen Dastellungen („Kitty
Gräfin Schönborn (w.verh. Baronin) Rothschild“, 1916, „Gräfin Michael
Karoly“ (geb. Katinka Andrássy) 1918,
„Marie
Gräfin Traun“, 1919) kommen dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung
einer ihrer politisch und gesellschaftlichen Position und Titel, ja sogar ihrer
Namen beraubten Aristrokatie entgegen. Adams wirkt dem entgegen, indem er
einerseits neue, ungewöhnliche („Christl Baronin
Fries-Tersch“, 1929) oder –in der neuen Zeit- ungewohnt
klassizistische („Marie von Striberski“,
1924) Posen, andererseits immer gedämpftere, Rembrand-esque
Farbegebung („Alice Gräfin Harrach“,
1919, „Madame de Portas“, 1925),
bei immer mehr impressionistischem Pinselstrich („Mena Erbprinzessin zu Fürstenberg“,
1927) zum Kennzeichen seiner
Portraits macht. Die Hintergründe der Portraits werden immer abstrakter, um
letzlich völlig zu verschwinden („Alexander Fürst
Dietrichstein zu Nikolsburg“, 1927). Zuletzt werden die
Portraitierten unabhängig von Stand, in einfacher, moderner Kleidung und im
lässigen Habitus („Mr William
Stuard-Spaulding Jr“, 1930; „Karl Egon Erbprinz zu
Fürstenberg“, 1929) dargestellt.
Auch wenn Adams in seinen
Bildern der Gegenständlichkeit, einem naturalistischem „Erkennen“ verhaftet
bleibt, ist er, durch Geburt und Ausbildung dem 19. Jahrhundert entstammend, in
der Moderne des 20. Jahrhunderts angekommen, und kann alle kunst- und
historisch Interessierten auch noch im 21. Jahrhundert begeistern.
Anmerkungen:
[1] In der Literatur werden unterschiedliche Geburtsdaten (1873 bis 1875)
angegeben. Der 23.12. 1873 ist in Adam’s Taufurkunde und Meldezettel
dokumentiert und wurde auch vom österr. Biographischen
Lexikon übernommen.
[2] Die
Verwandtschaft geht auf einen gemeinsamen Vorfahren Henry Adams of Somerset
(1583–1646) zurück (s. Adams
Eintrag von Christopher Wenthworth-Stanley im Laszlo Catalogue Raisonnee).
[3] Adams hat vier
Geschwister in Wien: Charles
V. Adams; Victoria D., verh. Biro,
Luise E.; verh. Teltscher; und Mary A., verh. Teltscher (Geschwisterehen
waren im Wien um 1900 keine Seltenheit).
[ 4] Steffie und Willy
von Gutmann lassen sich 1924 wieder scheiden. Willy übertägt 1921 an Steffie
von Gutmann das Wasserschloss Würting in Oberösterreich, wo der umfangreiche
künstlerische Nachlass John Quincy Adams aufbewahrt wird. Das Schloss und
umgebende landwirtschaftliche Güter werden 1938 arisiert (ebenso wie der Besitz
der Frank’s) und erst 1952 in einem beschämenden Vergleich (gegen eine
erhebliche Barzahlung) vom Land Oberösterreich restituiert.